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Nov 05, 2020 | Devisenmarktanalyse
Globale Themen
Politische Komplikation rund um die Wahl
DAILY
I m Rahmen der US-Präsidentschaftswahl werden die „Täglichen Marktnachrichten“ in dieser Woche als Sonderausgaben präsentiert, in welchen wir uns an den ersten beiden Tagen der Woche mit den Prognosen und Markterwartungen befassen und im Anschluss auf die ersten Reaktionen an den Märkten eingehen werden.
Politische Komplikationen und ein ungewisses Wahlergebnis
Einen Tag nach der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl fehlt es an Gewissheit. Das politische Rennen zwischen Donald Trump und Joe Biden ist deutlich knapper ausgefallen, als sich viele Beobachter, Investoren und Marktteilnehmer gewünscht hätten. Unabhängig von den jeweiligen persönlichen Präferenzen scheint der primäre Wunsch der Finanzmärkte nach Stabilität und Klarheit in der kurzen Frist nicht erfüllt worden zu sein.
Der Wahlprozess befindet sich nun im Endspurt und endgültig entschieden scheint noch nichts zu sein. Der demokratische Herausforderer konnte sich in den späten Abendstunden des gestrigen Tages noch einen Vorsprung in den wichtigen Staaten Michigan und Wisconsin sichern, doch als relativ sicher gelten derzeit nur 238 der Wahlmänner. Der amtierende Präsident konnte bislang 213 Wahlmänner hinter sich versammeln. Doch auch diese Zahlen sind mit diversen Kontroversen verbunden. Obwohl der Wahltag bereits sein Ende gefunden hat, werden noch Wahlkarten gezählt. Insbesondere aufgrund der bestehenden Pandemie und steigenden Infektionsraten in vielen Teilen der Vereinigten Staaten nehmen die Briefwähler eine noch nie dagewesene Bedeutung im Wahlprozess ein. Donald Trump kündigte gestern bereits an, die weitere Auszählung dieser Stimmen vom Obersten Gerichtshof stoppen zu lassen. Joe Biden und die Demokraten sehen in diesem Versuch einen Frontangriff gegen den demokratischen Gedanken. Für den weiteren Verlauf der Tage sind somit vier Faktoren zu beachten und im Auge zu behalten:
- 6 Swing-States: In den meisten Bundesstaaten besteht eine klare Mehrheit, die wenig Interpretationsspielraum bei der Frage lässt, welcher Kandidat die Wahlstimmen erhalten wird. Diese Annahme gilt nicht für die sechs verbleibenden Swing States, von denen drei (Pennsylvania, North Carolina und Georgia) Trump und drei (Nevada, Wisconsin und Michigan) Biden favorisieren.
- Wiederholte Stimmenauszählung: Aufgrund dieser unglaublich umkämpften Situation hat der amtierende Präsident bereits angekündigt, eine zweite Zählung in Wisconsin und Michigan anzufordern. Diese Möglichkeit ergibt sich in allen Bundesstaaten, auch wenn sich die Regelung, wann eine neue Stimmenauszählung angefordert werden dar, regional unterscheidet.
- Anfechtung der Wahl: Der Großteil der Stimmen in den aufgezählten Bundesstaaten sollte bis Ende dieser Woche bereits gezählt sein. Die Situation rund um die Briefwahlen und die Anspannung auf beiden Seiten wird ein schnelles und unkompliziertes Akzeptieren der Niederlage voraussichtlich nicht ermöglichen. Donald Trump hat sich bereits mehrere Male auf den Supreme Court bezogen und könnte die gesamte Wahl anfechten. Dies würde die Verkündung des Wahlsiegers in die Länge ziehen und neue Risikofelder eröffnen.
- Ein Blick auf das Parlament: Die von vielen Umfragen fälschlich prognostizierte blaue Welle ist nicht eingetreten. Auch wenn sich Joe Biden die Präsidentschaft sichern kann, scheint die obere Parlamentskammer an die Republikaner zu gehen. Dies würde eine reibungslose Zusammenarbeit der Exekutive und Legislative verkomplizieren und Hoffnungen auf weitere fiskalische Stimulusmaßnahmen dämpfen.
Märkte reagieren uneinheitlich auf die Entwicklungen
Nach zwei ereignisreichen Nächten und anfangs unklarer Tendenzen sehen die Märkte über die politischen Unsicherheiten hinweg und notieren im Durchschnitt höher zum Vortag. Die demokratische Führung scheint internationalen Investoren vorerst zu genügen, um langsam aber sicher in risikoreiche Währungen und Anlagen zu wechseln. Der US-amerikanische Aktienleitindex SP500 geht mit einem dreiprozentigen Gewinn aus dem Handel, während der europäische Stoxx600 2,50 Prozent zulegt.
Diese Zuversicht spiegelt sich zum Teil auch an den Währungsmärkten wider. Der australische Dollar und die norwegische Krone, die von uns als die größten Profiteure eines Biden-Siegs herausgehobenen Währungen, können sich erneut festigen. Die zentraleuropäischen Valuten bleiben von den gestrigen Ereignissen unbeeindruckt und notieren fast unverändert zum Vortag.
Als uneinheitlich wurden die gestrigen Bewegungen insbesondere aufgrund der Entwicklung des US-Dollars und US-amerikanischer Staatsanleihen charakterisiert. Beide Anlagen genießen eine robuste Nachfrage, was deutlich macht, dass sich einige Marktteilnehmer durch den Kauf sicherer Werte vor Unsicherheiten absichern wollen. Die zehnjährige US-Anleihenrendite verzeichnet im Verlauf der Kaufnachfrage den größten täglichen Rücksetzer seit dem Fall am 20 März.
Globale Risikoereignisse des Tages
- GB: Zinsentscheidung (08:00)
- CZ: Zinsentscheidung (14:30)
- US: Zinsentscheidung (20:00)
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