Wöchentliche Marktberichte

Jul 20, 2020 | Devisenmarktanalyse

Globale Themen

 Hängepartie beim EU-Gipfel

INTRO

Dass die vergangene Handelswoche für den Euro am Ende doch noch mit einem ordentlichen Gewinn gegenüber dem US-Dollar abgeschlossen wurde, lässt sich sicherlich auch durch die Hoffnungen der Akteure auf einen positiven Abschluss des EU-Sondergipfels am Wochenende erklären. Dabei hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht zuletzt wegen des Streits um das historische EU-Milliarden-Paket zur Bekämpfung der Folgen aus der Corona-Krise die Erwartungen im Vorfeld und auch während des Gipfels immer wieder gedämpft.

Doch dass die am Freitag begonnenen Verhandlungen bis heute früh noch nicht beendet sein würden, hatten wohl viele Beobachter nicht erwartet. Nicht zuletzt, weil sich die Differenzen zwischen den sogenannten „Sparsamen Vier“ – Österreich, Dänemark, Schweden und den Niederlanden, zu denen sich im weiteren Verlauf noch Finnland hinzugesellte – und den übrigen EU-Mitgliedstaaten offensichtlich nicht überbrücken ließen. Und so ist es auch noch nicht am frühen Montag zu einem Kompromiss gekommen. Das 750 Mrd. Euro schwere Wiederaufbau-Paketkann nun frühestens heute Nachmittag geschnürt werden: Geplant war zuletzt (Stand heute früh) unter anderem, die ursprüngliche Summe von 500 Mrd. der Zuschüsse aus dem Programm auf 390 Mrd. Euro zu verringern. Das verbleibende Volumen solle in Form von Krediten zur Verfügung gestellt werden, hieß es.

 

Weltweit bestätigte Coronafälle: 14.457.916

Weltweit bestätigte Todesfälle: 605.162

Weltweit bestätigte Genesungen: 8.123.727

EUR

Keine Alles-oder-Nichts-Entscheidung

Bereits im Vorfeld hatten Finanzmarktakteure mancherorts das kurzfristige Schicksal des Euro mit dem Ausgang der Verhandlungen verknüpft. Dieser würde, je nach Erfolg, um einen Cent steigen bzw. bei einem Misserfolg um einen Cent fallen, hieß es mancherorts. Dabei wurde vermutlich aus Gründen der Komplexitätsaversion zum einen ausgeblendet, dass es wie bei vielen Verhandlungen nicht um einen Beschluss mit 100prozentigem Ja oder Nein und einem damit eindeutigen Ausgang gehen muss. Denn Kompromisse bedeuten nun einmal auch, dass Zwischentöne möglich sind, und sei es, dass auch nur ein Fünkchen Hoffnung übrig bleibt, es werde sich alles noch zum Rechten fügen.

Markt scheint vorpositioniert

Immerhin präsentierte der Euro am Freitag nicht nur den vierten Wochengewinn hintereinander. Vielmehr haben sich auch noch die jeweiligen Kurszuwächse peu à peu vergrößert – zuletzt sprang sogar ein recht deutliches Plus von knapp 1,2 Prozent gegenüber dem Greenback heraus. Indes: Gemessen an den Tagesschlusskursen ist der Euro seit vergangenem Mittwoch nicht mehr richtig vorangekommen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass viele internationale Fondsmanager bereits in der Gemeinschaftswährung engagiert sind. Denn die BofA-Juli-Umfrage hatte ja immerhin zu Tage gefördert, dass 42 Prozent der Befragten davon ausgingen, dass der Euro sich befestigen wird.

Aber auch die spekulativen Positionen der Chicagoer Futures-Börse, die die CFTC am Freitag veröffentlichte, weisen in eine ähnliche Richtung. Auch wenn man bedenken sollte, dass diese Zahlen nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt sein müssen und überdies vom vergangenen Dienstag stammen, wird doch zumindest ein Stimmungstrend erkennbar. Danach stellten Euro-Long-Positionen nicht nur das mit Abstand größte Futures-Engagement der Akteure dar. Vielmehr befand sich deren Volumen mit 111.000 Kontrakten fast auf dem Jahreshoch (118.000 per 23. Juni). Mit anderen Worten: Viele Akteure haben sich bereits auf einen Euro-Anstieg eingestellt. Insofern scheint das Risiko eines Euro-Rücksetzers allein aufgrund dieser Positionierungen größer zu sein als die Chance auf einen kurzfristigen deutlichen Anstieg.

  • Allerdings bleibt der Euro oberhalb von 1,1345 in einem stabilen Umfeld.

 

Risikoereignisse des Tages

  • EZ: Leistungsbilanz
  • EZ (D): Produzentenpreisindex

USD

US-Verbrauchervertrauen bricht ein

Interessantes gab es schließlich aus den USA zu vermelden. Dort sorgten bereits am vergangenen Donnerstag die Einzelhandelsumsätze für den Monat Juni nach dem schon starken Mai für eine positive Überraschung und führten dazu, dass der Corona-bedingte Einbruch im Einzelhandel fast vollständig wieder ausgeglichen wurde – auf der Grafik sieht die Entwicklung wie ein deutlich sichtbares V aus.

Dass diese optimistische Interpretation einer ähnlich gearteten wirtschaftlichen Erholung bereits überholt sein könnte, vermittelten schließlich die Daten zum Verbrauchervertrauen der Uni Michigan. Dieses lag mit 73,2 nicht nur deutlich unter der Medianprognose der Ökonomen. Vor allen Dingen rangierte die Erwartungskomponente mit 66,2 nur ganz knapp über dem Umfragetief dieses Jahres. Kurzum: Neben den ungünstigen Entwicklungen an der Corona-Front dürfte die Konsumenten vor allem die Sorge wegen der in diesem Monat endenden Arbeitslosen-Hilfsprogramme umtreiben – sofern diese nicht verlängert werden.

 

Risikoereignisse des Tages

  • US: Keine Wirtschaftsveröffentlichungen

CEE

CEE-Valuten in Seitwärtstrends gebunden

Nicht zuletzt wegen des am Freitag noch nicht beendeten EU-Sondergipfels verliefen die Entwicklungen bei den CEE-Währungen in recht engen Bahnen. Immerhin gab es ein paar ökonomische Daten zu verarbeiten. So fiel der tschechische Erzeugerpreisindex im Juni gegenüber dem Vorjahr zwar um 0,3 Prozent stärker als weithin erwartet aus. Aber dieses Datum war ohnehin nicht von Bedeutung, da bereits in der Vorwoche die tschechische Inflationsrate für Juni mit einem Plus von 3,3 Prozent publiziert worden war. Auch die polnischen Daten zu Löhnen und Beschäftigung blieben ohne sichtbaren Einfluss auf das Handelsgeschehen. In Ungarn stellt die Zentralbanksitzung am morgigen Dienstag das wichtigste Ereignis der kommenden Woche dar. Dabei wird weiterhin eine Leitzinssenkung von 15 Basispunkten auf 0,6 Prozent erwartet.

 

Risikoereignisse des Tages

  • PLN: Industrieproduktion
  • PLN: Erzeugerpreisindex


Erhalten Sie wöchentliche Devisenmarktberichte

Jeden Montag bietet unser Newsletter Trends und Marktinformationen sowie welche wichtigen Ereignisse die Märkte beeinflussen könnten.