Wöchentliche Marktberichte

Aug 05, 2019 | Devisenmarktanalyse

Globale Themen

Fed durch neue Strafzölle unter Druck

USD

EUR USD (1,1125)
Eigentlich sollten Ökonomen stolz auf sich sein, wenn sie treffsichere Prognosen erstellen. Genau dies war nämlich am vergangenen Freitag der Fall, als die Zahl der neu geschaffenen Stellen im Nicht-Agrarbereich (Nonfarm-Payrolls) der USA mit einem Plus von 164.000 publiziert wurde. Wir können uns jedenfalls nicht daran erinnern, dass diese normalerweise sehr volatile Zahl in den vergangenen Jahren die Medianprognose der Analysten jemals so genau getroffen hat. Aber auch der Rest des Arbeitsmarktberichts präsentierte sich so ausgewogen, dass die Devisenmärkte kaum reagierten. Da gab es auf der einen Seite für die Nonfarm-Payrolls eine Abwärtsrevision für die vergangenen beiden Monate. Auf der anderen Seite hatten sich die durchschnittlichen wöchentlichen Stundenlöhne (+3,2 Prozent ggü. Vorjahr) etwas stärker als erwartet erhöht.

Aber selbst wenn der US-Arbeitsmarktbericht mit Überraschungen aufgewartet hätte, wären die Finanzmärkte kaum beeindruckt gewesen. Denn Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits am vergangenen Mittwoch deutlich gemacht, dass die Fed bei ihrer jüngsten Zinssenkung nicht so stark auf den Arbeitsmarkt geblickt habe, sondern vielmehr auf die Implikationen der globalen Entwicklungen für den ökonomischen Ausblick. Konkret: Hauptgrund für die Senkung der Fed-Funds-Zielzone um 25 Basispunkte war das Risiko einer sich möglicherweise verschlechternden Situation im US-chinesischen Handelskonflikt.

Und dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für eine Lösung des Handelskonflikts bereits einen Tag später deutlich verschlechterten, sorgte US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich. Er kündigte nämlich an, dass ab Anfang September zusätzliche Strafzölle in Höhe von 10 Prozent auf diejenigen Importe aus China erhoben würden, die bislang unbesteuert geblieben waren, also auf Waren in einem Volumen von 300 Mrd. USD. Und Trump machte am Wochenende abermals deutlich, dass der Satz von 10 Prozent durchaus noch deutlich erhöht werden könnte.

Einige Aktienhändler glauben, dass das Timing des US-Präsidenten kein Zufall war. Denn aus seiner Sicht hatte die Fed seinen Wünschen nach schnellen Zinssenkungen mit dem Minimalschritt von 25 Basispunkten keineswegs entsprochen. Ob Donald Trump die Erhöhung der Strafzölle auch verkündet hätte, wenn die Fed gehorsam den Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt und gleichzeitig deutlich gemacht hätte, dass auch noch eine Reihe von weiteren Zinssenkungen anstehe? Natürlich hätte Trump irgendwann in der nahen Zukunft die Strafzoll-Keule gegenüber China ausgepackt, aber eben nicht innerhalb von 24 Stunden nach der Notenbanksitzung. Mit anderen Worten: Die schnelle Reaktion Trumps, eine Verschärfung des Handelskonflikts in Aussicht zu stellen, setzt die US-Notenbank umgehend unter Druck, die Zinsen weiter zu senken. Gleichzeitig ist die implizite Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im September auf 100 Prozent (vergleiche CME FedWatch-Tool) gestiegen.

Aber Donald Trump konnte am Freitagnachmittag immerhin auch einen produktiven Erfolg für sich verbuchen: Der Abschluss eines Deals mit der EU, mit dem Ziel, die US-Rindfleischexporte zu erhöhen. Und Trump konnte sich bei der Verkündung dieses Erfolgs einen Seitenhieb in Richtung EU nicht verkneifen. Man arbeite an einer Zustimmung der EU zu einem 25-prozentigen Zoll auf Kraftfahrzeuge, die von den USA importiert würden. Allerdings mag man Trumps umgehender Relativierung, es handele sich bei dieser Bemerkung nur um einen Scherz, nicht so recht Glauben schenken. Denn Trump machte Stunden später bereits deutlich, dass das Thema Auto-Strafzölle nicht vom Tisch ist.

Indes: Der Euro reagierte am Freitag im Gegensatz zu den Aktienmärkten kaum auf die jüngsten Entwicklungen im US-chinesischen Handelskonflikt. Ein Händler brachte es auf den Punkt, als er in seiner Phantasie schon einmal abspulte, was als Nächstes passieren werde: China werde auf die Trumpschen Maßnahmen reagieren, die Zölle werden die Entwicklung der globalen Wirtschaft negativ beeinflussen, die Zentralbanken der USA, der Eurozone, die Bank of Japan und die Bank of England werden allesamt eine Politik des leichten Geldes verfolgen, um somit ihre Volkswirtschaften zu stimulieren. Und da sie alle dieses Ziel verfolgen, bleibt der Kurs des Euro zwar vorerst in einem kurzfristigen Abwärtstrend, dessen Unterseite bei 1,0995/00 verläuft, dessen Momentum derzeit aber überhaupt nicht überzeugt. Allerdings bleibt die Gemeinschaftswährung angeschlagen, solange der Stabilitätspunkt bei 1,1185/90 nicht überwunden ist.

GBP

EUR GBP (0,9175)
Die Tatsache, dass die Mehrheit, auf die sich Premierminister Boris Johnson im britischen Unterhaus stützen kann, am Freitag auf eine einzige Stimme geschrumpft ist, hat den Kursverfall des Pfundes gegenüber dem Euro zumindest zeitweise gebremst. Letzterer hat aber bislang nur eine Pause im bisherigen Aufwärtstrend eingelegt, dessen Potenzial bis 0,9325 reicht. Gleichzeitig hat die Gemeinschaftswährung ihren höchsten Wochengewinn seit November 2018 gezeitigt. Der kurzfristige Aufwärtstrend des Euro bleibt stark, solange dieser sich oberhalb von 0,9075 bewegt, und wäre nur nach Unterlaufen von 0,9000 gefährdet.

CHF

EUR CHF (1,0890)
Die Flucht in den Schweizerfranken – als Reaktion auf die erhöhte Spannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China – hat am Freitag einen neuen Höhepunkt erreicht, so dass der Franken den höchsten Kurs seit Ende Juni 2017 markierte. Gleichzeitig wurde offenkundig, dass die Schweizerische Nationalbank offenbar keine Ambitionen hat, das Niveau von 1,1000 nachhaltig zu verteidigen. Das Potenzial des Euro im Abwärtstrend reicht derzeit bis 1,0845. Auf der anderen Seite würde ein Überschreiten von 1,0970 einen Momentum-Verlust bedeuten, der Stabilitätspunkt liegt allerdings weiter entfernt bei 1,1095.

PLN

EUR PLN (4,3125)
Die Schwächephase des Zloty hält weiter an und verschafft dem Euro Aufwärtspotenzial bis 4,3350. Auf der anderen Seite fällt auf, dass vor der Trendunterseite bei 4,2650 lediglich eine Unterstützung bei 4,2820 angezeigt ist.

HUF

EUR HUF (327,60)
Der Aufwärtstrend des Euro gegenüber dem Forint bleibt ungebrochen und sieht stabil aus – auch wenn sich die tägliche Range während der vergangenen drei Handelstage auffällig erhöht hat. Dabei reicht das Potenzial an der Oberseite bis 331,00, während die untere Begrenzung des Trends bei 324,50 liegt. Dies ist auch das Niveau, das unterlaufen werden muss, um größere Abwärtskorrekturen loszutreten.

CZK

EUR CZK (25,76)
Die drohende Verschärfung des Handelskrieges zwischen den USA und China durch die Ankündigung von US-Präsident Trump, weitere Strafzölle zu verhängen, hat die Krone am Freitag nicht, wie zuvor geschehen, noch einmal unter Druck gesetzt. Von einer größeren Erholung nach sechs aufeinanderfolgenden Handelstagen der Schwäche war jedoch noch nichts zu spüren. Vielmehr hat der Euro sogar das Zeug, in Richtung 25,89 vorzudringen. Erste Nachfrage im Falle von Rücksetzern erwarten wir auf der anderen Seite bei 25,63, während die Trenduntergrenze bei 25,55 verläuft.


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