Wöchentliche Marktberichte

Mai 24, 2019 | Devisenmarktanalyse

Globale Themen

Pessimismus hält weiter an

USD

EUR USD (1,1180)
Inmitten der derzeitigen politischen Unsicherheit tragen die gestrigen enttäuschenden Wirtschaftsdaten dazu bei, das Risikosentiment weiter zu verschärfen und eine baldige Erholung der Industrie in der Euro Zone anzuzweifeln. Die Markit Einkaufsmanagerindizes für das deutsche verarbeitende Gewerbe bauen die Verluste im Mai weiter aus und bleiben mit einem Wert von 44,3 (unter 50 stellt eine Kontraktion dar) im negativen Bereich. Dass der Dienstleistungssektor (55) solides Wachstum verzeichnen konnte, brachte Marktteilnehmern wenig Freude und ließ die Schwäche des Paares anhalten. Als eine halbe Stunde darauf dann auch die IFO Umfragen zur deutschen Wirtschaftslage unter den Prognosen lagen, schien ein „Sell-off“ der Gemeinschaftswährung einzusetzen, welches den EURUSD auf ein neues Jahrestief 1,1107 abwerten ließ. Das Geschäftsklima in Deutschland scheint pessimistischer als vorerst angenommen und erreicht mit 97,9 den tiefsten Wert seit November 2014. Die Protokolle des letzten Treffens der Europäischen Zentralbank konnten ebenso wenig Optimismus verschaffen. Insbesondere, da die Währungshüter nach eigenen Aussagen den Umfang des derzeitigen Rückgangs, besonders in Deutschland, unterschätzt hatten. Eine weiterhin nur schwach wachsende Inflation bereitet der Zentralbank ebenfalls Sorgen und könnte zu früher als gedachten Stimulationspaketen führen, welche der Gemeinschaftswährung nicht unbedingt helfen würden.  Umso erstaunlicher scheint es, dass sich der Euro auf Tagesbasis ins Positive kämpfen konnte und nur knapp unter dem Wochenhoch notiert. Diese Tatsache kann vielmehr einer am Abend eingesetzten Dollarschwäche zugeschrieben werden, als einer Stärke der Gemeinschaftswährung. Dass die globale Verlangsamung der Wirtschaft und der Handelsdisput mit China der normalerweise resistenten US-amerikanischen Wirtschaft zugesetzt haben, zeigt sich in den Daten zum verarbeitenden Gewerbe und den Verkäufen neuer Häuser. Diese verzeichnen beide einen signifikanten Fall zum Vorjahr, wobei das Geschäftsklima in den USA auf ein neunjähriges Tief fällt (Einkaufsmanagerindex fällt auf 50,6) und nur knapp eine Expansion verzeichnen kann. Verkäufe neu gebauter Häuser fallen ebenfalls auf ein viermonatiges Tief und lassen Rezessionsängste wieder aufleben.

Das gestern neu gesetzte Jahrestief zeigt sich als Testament einer weiterhin anhaltenden Schwäche der Gemeinschaftswährung. Obwohl diese zumindest kurzfristig von der ebenso schwachen Wirtschaftslage in den USA überschattet wurde, bleibt der Euro als risikoreichere Investition unter Druck, welcher durch die politisch unsichere Lage um den Brexit und den Europawahlen verstärkt wird. Die größte technische Hürde für das Einleiten eines Aufwärtstrends im EURUSD bleibt der sechsmonatige Abwärtstrend, welche an der Oberseite durch 1,1230 gekennzeichnet ist. An der Unterseite bleibt der Bereich 1,1105/10 gut unterstützt, könnte jedoch bei einem Durchbruch zu Bewegungen Richtung 1,0280 führen.

GBP

EUR GBP (0,8830)
Die Strategie Theresa Mays, Ihren neuen Austrittsplan in der ersten Juniwoche vor das Parlament zu legen, scheint nun komplett vom Tisch zu sein. Mehr als dreißig Tories zogen Ihre Unterstützung für den vorgeschlagenen Deal der Premierministerin ab, welche durch Warnungen eines Misstrauensvotums im Falle einer Abstimmung eingeschüchtert wurde und von dem neu bearbeiteten Plan absieht. Somit scheint der Rücktritt Theresa Mays nur noch eine Frage der Zeit, wobei der Fokus somit auf die potenziellen Nachfolger der Premierministerin rückt. Klar bleibt, dass die bislang proklamierten Kandidaten, von denen Boris Johnson derzeit der bekannteste ist, ein No-Deal Szenario nur noch vergrößern würden. Dass Marktteilnehmer dieses „Worst-Case“ Szenario vermehrt versuchen im Wechselkurs einzupreisen, zeigt sich ebenso in der vierzehnten täglichen Abwertung des britischen Pfunds. Eine solch konstante Schwäche wurde zuletzt vor zwanzig Jahren vermerkt und bestätigt ganz klar die fast schon aussichtslose Lage, in der sich die britische Politik momentan befindet. Der gestrige offizielle Beginn der Europawahlen in Großbritannien konnte die Stimmung nicht lockern, zumal die Brexit Partei von Nigel Farage derzeit die Umfragen dominiert und eine weitere Spaltung der Union herbeirufen könnte.

Nach dem Überwindet des psychologischen Widerstandes bei 0,8800, scheint der EURGBP gestern eine solide Unterstützung bei diesem Niveau gefunden zu haben. Die Tendenz zur Pfund-Schwäche bleibt somit aufrechterhalten, insbesondere da in nächster Zeit kein neuer Plan ausgearbeitet werden könnte und der Rücktritt der Premierministerin immer näher rückt. Auf der Oberseite könnte Widerstand bei 0,8900 verhindert, dass sich weiterer Aufwärtsdruck Richtung zweijährigem Hoch (0,9080) entfaltet. 

CHF

EUR CHF (1,1225)
Der Schweizer Franken ist auf dem besten Weg die Verluste des letzten Monats (-2,4% gegenüber dem Euro) zu annullieren, was mit einer derzeit erhöhten Nachfrage nach sicheren Häfen erklärt werden kann. Eine leichte Verbesserung der deutschen Wirtschaftslage im Vormonat, gestützt durch starke Einzelhandelsumsätze und konstantes Lohnwachstum ließ Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung der Wirtschaftslage hoffen und drückte den Franken nach unten. Dass die Probleme tiefer liegen und längerfristig anhalten könnten, wurde durch die schwächer als erwarteten chinesischen Daten der letzten Woche zumindest angedeutet und gestern von den Daten aus der Euro Zone bestätigt.

PLN

EUR PLN (4,3050)
Glaubte man vor einigen Wochen noch Zeichen einer wirtschaftlichen Verbesserung in der Euro Zone entdecken zu können, sieht das Bild mit den gestrigen Veröffentlichungen wieder pessimistischer aus. Die gestern in der Volatilität deutlich sichtbare Reaktion der Marktteilnehmer auf die enttäuschenden Industriedaten aus Deutschland und den USA scheint die Märkte überraschender getroffen zu haben als vorerst gedacht. Dass sich der polnische Zloty dabei zu den regionalen Währungen weitaus besser hält, liegt an den mehr als positiven Datenveröffentlichungen für die polnische Wirtschaft. Diese zeigt in den letzten Monaten einen erhöhten Kontrast in den Volkswirtschaften der Euro Zone und Polens. Zu den Höhepunkten dieser Woche zählen dabei der Anstieg der Einzelhandelsumsätze (13,6%  ggü. Vorjahr) und der Produktion im Baugewerbe (17,4% ggü. Vorjahr), als auch ein Wachstum von 7,1% und 9,2% in der Unternehmensentlohnung und Industrieproduktion. Eine weiterhin enttäuschende Datenlage für die Euro Zone und solides Wachstum in Polen halten sich derzeit das Gleichgewicht, wobei der EURPLN seit knapp zwei Wochen in einem engen Bewegungsband zwischen 4,2970 und 4,3140 verharrt. Die Tendenz zur Schwäche bleibt für den Zloty jedoch weiterhin erhalten, solange die externen Unsicherheiten bezüglich eines globalen „Slow-down“ und des Handelskriegs der beiden Großmächte USA und China weiterhin bestehen bleiben.

HUF

EUR HUF  (326,47)
Fast unbeeindruckt von den gestrigen Ereignissen zeigt sich der EURHUF, unter anderem aufgrund der knapp zweimonatigen Aufwärtsbewegungen des Paares, welche zum vierten Mal daran scheitert, den Widerstand bei 326,60 substanziell zu durchstoßen. Die zuletzt erhöhte Risikoaversion, gekoppelt mit einer trotz hoher Inflation inaktiven Zentralbank, ließ den Forint gegenüber dem Euro auf ein sechsmonatiges Tief fallen. Diese Schwäche wurde ebenfalls in dem gestern veröffentlichten finanziellen Stabilitätsbericht der ungarischen Zentralbank erwähnt, welche die externen Risiken wie den langsamen Verfall der europäischen Industrie als Kernursache sieht.  Die Zentralbank sieht in absehbarer Zeit keine Stabilisierung der europäischen Industrie in Sicht und wird es voraussichtlich nicht wagen den Leitzins zu erhöhen, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Dies nehmen zumindest die von Reuters befragen Analysten an, welche den Zinssatz Ende des Jahres am gleichen Niveau, nämlich am Rekordtief von 0,9% sehen. Im Dezember 2020 wird dann eine Erhöhung auf 1,2% prognostiziert, welche im Jahr darauf einen Anstieg auf 1,4% vermerken könnte. Dabei könnten die nächsten Zinsentscheidungen der Notenbank laut den Ökonomen von drei signifikanten Faktoren beeinflusst werden. Zum einen die heimische Inflation, die Stellung der Europäischen Zentralbank und der Wechselkurs des Forints.

Kommt es im Laufe der nächsten Tage trotz anhaltendem Pessimismus der Marktteilnehmer zu keinem Durchbruch des Widerstandes 326,60, könnten sich Abwärtsbewegungen Richtung 325,80 und 324,50 entfalten. Im Zentrum der nächsten Woche bleibt die Zinsentscheidung der ungarischen Zentralbank am Dienstag, welche die Zinssätze voraussichtlich konstant halten wird.

CZK

EUR CZK  (25,810)
Das Fehlen wichtiger ökonomischer Daten (für die tschechische Wirtschaft) scheint der Krone nicht gerade zu helfen sich aus dem Abwärtstrend gegenüber der Gemeinschaftswährung zu lösen. Die gestrige Abwertung, ausgelöst durch fehlende Zeichen jeglicher Verbesserung in der Euro Zone, lässt den Ausbruch des Paares aus der seit Juli 2018 anhaltenden Dreiecksformation bestätigen und findet ein 15-wöchiges Hoch. Als potenzielles impulsgebendes Ereignis für nächste Woche, lässt sich nur das tschechische Bruttoinlandsprodukt erkennen, welches mit einem Wachstum von 2,5% (ggü. Vorjahr) ein solides Wirtschaftswachstum bestätigen sollte. Somit könnten die weiteren Bewegungen ganz vom Euro geleitet werden, welcher seine Gewinne trotz einer Schwäche der heimischen Wirtschaft aufgrund eines erhöhten risikoaversen Marktverhaltens ausbauen könnte. Weitere Aufwärtsbewegungen in Richtung des fünfmonatigen Hochs (26,000) könnten durch 25,880 verhindert werden.


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